
Gesetzlich Versicherten in Deutschland könnte bald eine weitere Belastung durch höhere Zusatzbeiträge bevorstehen. Hintergrund sind Finanzierungsprobleme, die viele Krankenkassen betreffen. Laut einem Bericht des Stern beruft sich das „Handelsblatt“ auf Daten des Bundesamts für Soziale Sicherung (BAS), wonach die finanzielle Situation von 45 der 58 überregionalen Krankenkassen zum Jahresende 2024 alarmierend war. Ein Großteil dieser Kassen wies ein Finanzvermögen von unter 20 Prozent einer Monatsausgabe auf, während 22 sogar keine Rücklagen mehr hatten.
Der allgemeine Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung beträgt derzeit 14,6 Prozent der beitragspflichtigen Einnahmen. Doch viele Kassen sehen sich gezwungen, ihre Zusatzbeiträge, die im Durchschnitt bei etwa 2,5 Prozent liegen, zu erhöhen, um ihre finanziellen Ressourcen zu stärken. Bereits im Jahr 2025 haben sechs Krankenkassen ihre Zusatzbeitragssätze angehoben, und weitere Anpassungen sind wahrscheinlich, da die Entwicklung der Finanzlage weiterhin ungewiss bleibt.
Hintergrund der Zusatzbeiträge
Die Notwendigkeit der Zusatzbeiträge ist eng mit dem System der gesetzlichen Krankenversicherung verknüpft. Mit der Einführung eines vollständigen Einkommensausgleichs im Jahr 2015 wurde der allgemeine Beitragssatz von 15,5 Prozent auf 14,6 Prozent gesenkt. Dennoch stehen viele Krankenkassen vor Herausforderungen, ihre finanziellen Lücken zu schließen, die durch kassenindividuelle Zusatzbeiträge gedeckt werden müssen. Diese setzen sich seit dem 1. Januar 2019 erneut aus paritätisch finanzierten Beiträgen zusammen.
Gemäß den Regelungen erhalten die Krankenkassen Einkünfte aus dem einkommensabhängigen Zusatzbeitrag, als wäre der Beitragssatz ihrer Mitglieder dem Durchschnitt in der gesetzlichen Krankenversicherung entsprechend. Dabei ermittelt das Bundesamt für Soziale Sicherung die zustehenden Mittel für die Krankenkassen auf Basis des individuellen Zusatzbeitragssatzes, der durchschnittlichen beitragspflichtigen Einnahmen je Mitglied sowie der Mitgliederzahlen. Besonders diejenigen Kassen, die unterdurchschnittliche Einnahmen aufweisen, erhalten über den Gesundheitsfonds mehr Mittel, als sie abführen.
Das Abrechnungsverfahren ist als monatliches Abschlagsverfahren konzipiert, das mehrere Strukturanpassungen und einen abschließenden Jahresausgleich umfasst. Angesichts der neuen Herausforderungen, vor denen die Krankenkassen stehen, ist absehbar, dass sowohl Versicherte als auch Kassenvertreter Strategien entwickeln müssen, um das Gesundheitssystem finanziell stabil zu halten.