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Grüner Wasserstoff aus Afrika: Teurer Traum oder machbare Lösung?

Europa plant, seinen Bedarf an grünem Wasserstoff durch die Produktion in Afrika zu decken. Eine umfassende Studie der Technischen Universität München (TUM) offenbart jedoch, dass die Kosten für die Produktion von grünem Wasserstoff in Afrika deutlich höher sind als bisher angenommen. Nur zwei Prozent von rund 10.000 untersuchten Standorten in Afrika könnten bis 2030 wettbewerbsfähig für den Export nach Europa werden, wenn geeignete Bedingungen erfüllt sind. Diese Bedingungen umfassen Preis- und Abnahmegarantien von europäischen Staaten, die als Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit gelten müssen. Über die Details dieser Studie berichtet Sonnenseite.

Der grüne Wasserstoff, der durch Elektrolyse mit erneuerbaren Energien produziert wird, spielt eine wichtige Rolle in der klimafreundlichen Industrieproduktion, beispielsweise in der Stahlindustrie. Afrika wird als potenzieller Standort für die Wasserstoffproduktion aufgrund seiner besonderen Gegebenheiten, insbesondere der günstigen Sonnen- und Windverhältnisse in Küstenstaaten, angesehen. Die erste Generation von Projekten ist bereits in Planung, doch die Mehrheit befindet sich noch in der Konzeptionsphase.

Hohe Finanzierungskosten und risikobehaftete Modelle

Die TUM-Studie hat ungenaue Kostenkalkulationen in bisherigen Modellen für Wasserstoff-Produktionsanlagen identifiziert. Eine neue Berechnungsmethode berücksichtigt spezifische Rahmenbedingungen in 31 afrikanischen Staaten, wie Transportmöglichkeiten, Lagerung, Rechtssicherheit sowie politische Stabilität. Aktuelle Marktbedingungen deuten darauf hin, dass Betreiber bis zu 27 Prozent Zinsen zahlen könnten, während frühere Modelle von deutlich niedrigeren Sätzen von 4 bis 8 Prozent ausgegangen sind.

Der tiefste mögliche Preis für Wasserstoff könnte bei rund fünf Euro pro Kilogramm liegen, wenn Betreiber das Risiko allein tragen. Mit Garantien von europäischen Staaten könnte dieser Preis jedoch auf gut drei Euro pro Kilogramm sinken. Im Vergleich dazu lagen die Preise bei einer Auktion der Europäischen Wasserstoffbank im Jahr 2024 teils unter drei Euro pro Kilogramm, was die Wettbewerbsfähigkeit Afrikas zusätzlich in Frage stellt, so Nachrichten Heute.

Potenzial in verschiedenen afrikanischen Staaten

Insgesamt könnten rund 200 Standorte in Ländern wie Algerien, Kenia, Mauretanien, Marokko, Namibia und dem Sudan wettbewerbsfähig werden, vorausgesetzt, es gibt die nötigen Garantien. Allerdings zeigt die Studie auch, dass Sicherheitsrisiken nur auf nationaler Ebene berücksichtigt wurden, was die Zahl potenzieller Standorte weiter reduzieren könnte. Politische Instrumente wie Kreditausfallgarantien könnten den Handel mit grünem Wasserstoff zwischen Afrika und Europa entscheidend unterstützen.

Die Notwendigkeit stabiler Vereinbarungen wird betont, um eine langfristige Industrie- und Entwicklungspolitik in Afrika zu ermöglichen. Stephanie Hirmer, Professorin für Climate Compatible Growth an der University of Oxford, warnt davor, dass ineffiziente Projekte ohne wirksame politische Maßnahmen das Potenzial Afrikas nicht ausschöpfen können und möglicherweise auch der lokalen Bevölkerung nicht zugutekommen.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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