Internationale Investoren reduzierten laut einer EY-Studie im vergangenen Jahr ihr Engagement in Deutschland erneut. Mit 733 angekündigten Investitionsprojekten verzeichnete das Land zwölf Prozent weniger als im Vorjahr, was den niedrigsten Stand seit 2013 darstellt. Deutschland belegt im europäischen Vergleich weiterhin den dritten Platz, jedoch vergrößerte sich der Abstand zu Frankreich. Henrik Ahlers von EY bezeichnete diesen Rückgang als alarmierend, da Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Frankreich und Großbritannien an Investitionen verliert.
Die Gründe für Deutschlands schwaches Abschneiden liegen laut Ahlers unter anderem in hoher Steuerbelastung, teuren Arbeitskosten, Energiekosten und Bürokratie. Diese Faktoren führen dazu, dass Deutschland an Attraktivität für ausländische Investoren verliert. Im europäischen Kontext schwächelte die Entwicklung insgesamt, wobei die Türkei und die Schweiz das größte Wachstum verzeichneten. Europa insgesamt verfehlte jedoch das Investitionsniveau vor der Pandemie 2019 um elf Prozent.
US-Unternehmen, traditionell wichtige Investoren in Europa und Deutschland, reduzierten ihre Projekte um 15 Prozent in ganz Europa und sogar um 22 Prozent in Deutschland. Dies könnte auf milliardenschwere Subventionsprogramme wie den Inflation Reduction Act zurückzuführen sein, welche die US-Standortpolitik beeinflussen. Um das Vertrauen der US-Investoren zurückzugewinnen, müsse Deutschland strukturelle Probleme angehen, darunter eine echte Steuerreform und der Abbau von Regulierungen. Ahlers äußerte sich jedoch skeptisch, ob diese Veränderungen schnell umgesetzt werden können.