
In einer umfassenden Analyse hebt Aberdeen Investments die alarmierenden Anforderungen an die globalen Infrastrukturinvestitionen hervor. Demnach müssen diese bis zum Jahr 2050 auf insgesamt 64 Billionen US-Dollar steigen, was einem jährlichen Aufwand von rund 1,7% des weltweiten BIP entspricht. Ein solcher Anstieg ist notwendig, um den steigenden Bedürfnissen der Weltbevölkerung und den Herausforderungen durch Klimawandel und Urbanisierung gerecht zu werden.
Die Analyse, die den Infrastrukturbedarf in 47 Ländern betrachtet, zeigt, dass etwa 43 Billionen US-Dollar der benötigten Investitionen auf Schwellenländer entfallen, während Industrienationen etwa 21 Billionen US-Dollar bereitstellen müssen. Der größte Einzelposten sind Investitionen in globale Straßennetze, die um sieben Millionen Kilometer erweitert werden müssen und geschätzte Kosten von 28 Billionen US-Dollar verursachen.
Herausforderungen für Investoren
In Anbetracht hoher Staatsverschuldungen, steigender Zinssätze und höherer Verteidigungsausgaben sehen sich Regierungen zunehmend in ihrem Handlungsspielraum eingeschränkt. Dies macht private Investoren unverzichtbar, um die bestehende Finanzierungslücke zu schließen. Laut Aberdeen Investments wird der Bereich der Energieversorgung, der eine Verdopplung der Stromerzeugungskapazität von 8.000 GW auf über 21.000 GW bis zur Mitte des Jahrhunderts erfordert, zum zweiten größten Investitionsfeld. Chinas Anteil an diesen Investitionen wird auf 12 Billionen US-Dollar geschätzt, was fast einem Fünftel der weltweiten Gesamtausgaben für Infrastruktur entspricht.
Die große Herausforderung bleibt jedoch die Umstellung auf erneuerbare Energien, die zusätzliche Infrastrukturinvestitionen verlangt, um thermische Kapazitäten zu ersetzen. Christopher Segal, Chefanalyst bei Aberdeen, betont die bedeutende Rolle börsennotierter Infrastrukturunternehmen, die als Schlüsselakteure betrachtet werden, um die Investitionslücke zu schließen. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass soziale Infrastruktur wie Bildung, Gesundheit und öffentlicher Wohnungsbau in dieser Analyse nicht berücksichtigt wird.
Grenzüberschreitende Infrastruktur in Europa
Ein weiterer Aspekt der globalen Infrastrukturinvestitionen betrifft das europäische Umfeld, was das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz betont. Europa benötigt eine moderne Infrastruktur, die für die grüne und digitale Transformation entscheidend ist. Der Ausbau grenzüberschreitender Infrastrukturen kann nicht nur das Wachstum fördern, sondern auch die Beschäftigung in wirtschaftlich schwächer entwickelten Regionen erhöhen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass hierbei eine enge Anbindung an Transportnetze und digitale Infrastrukturen wesentlich für die regionale Entwicklung ist.
Die Herausforderungen bei der Umsetzung solcher Projekte sind jedoch beträchtlich. Unterschiede in Regulierungen sowie eine geringe Beteiligung privater Investoren erschweren die Entwicklung grenzüberschreitender Infrastruktur. Um diese Hürden zu überwinden, sind Maßnahmen zur Stärkung von Investitionen erforderlich, darunter der Abbau regulatorischer Hemmnisse und die beschleunigte Planung und Genehmigung von Projekten. Der Fokus liegt auf Bereichen wie Energieinfrastruktur, dessen Stärkung die Versorgungssicherheit erhöht und die Nutzung erneuerbarer Energien fördert.
Zusammenfassend stehen die globalen und europäischen Infrastrukturinvestitionen vor großen Herausforderungen, die jedoch auch Chancen bieten. Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, ist ein kooperatives Vorgehen essenziell, bei dem sowohl private als auch öffentliche Akteure eine zentrale Rolle spielen müssen.