
Die Fachkräftelücke in Deutschland wird laut einer Studie rasant wachsen. Insbesondere Erzieherinnen, Sozialarbeiter, Pflegerinnen und Verkäufer fehlen aktuell auf dem Arbeitsmarkt. Diese Entwicklungen spiegeln sich in den Ergebnissen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) wider, das auf eine Prognose hinweist, nach der bis 2028 etwa 768.000 Stellen unbesetzt bleiben könnten. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 waren es bereits 487.000 unbesetzte Stellen. Der Hauptgrund für diese besorgniserregende Lage ist der demografische Wandel, da viele Arbeitnehmer in den Ruhestand gehen werden.
Zusätzlich wird auf Probleme hingewiesen, die durch fehlende Kita- und Pflegeplätze entstehen können. Diese Mängel schränken die Arbeitszeitveränderungen der Beschäftigten ein. Die Analyse des IW basiert auf Daten von 2023 und umfasst Trends in 1.300 Berufen. Besonders gravierend sind die Engpässe bei Verkäufern, wo die Fachkräftelücke von 12.900 auf 40.470 anwachsen könnte. Auch bei Kindererzieherinnen und -erziehern wird ein Mangel von rund 30.800 Stellen prognostiziert, gefolgt von über 21.150 Engpässen in der Sozialarbeit sowie gut 21.350 in der Gesundheits- und Krankenpflege.
Wachsende Herausforderungen und Chancen
Die Studie zeigt, dass der größte Zuwachs an Stellen in der Kindererziehung zu erwarten ist, mit voraussichtlich 143.400 zusätzlichen Arbeitsplätzen bis 2028. Dennoch wird dieser Anstieg nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Zudem wird ein Anstieg von 26% in IT-Berufen aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung erwartet. Im Gegensatz dazu kommt es in Metallberufen zu einem drastischen Rückgang mit prognostizierten 161.200 Stellen weniger bis 2028. Auch Bankkaufleute werden von einem Rückgang betroffen sein: Rund 56.300 Stellen weniger sind aufgrund von Automatisierung und Filialschließungen zu erwarten.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, empfiehlt das IW den Ausbau der Berufsorientierung in Schulen, Anreize für längere Erwerbstätigkeit sowie Erleichterungen bei der qualifizierten Zuwanderung.
Einblick in das Fachkräftemonitoring
Das Fachkräftemonitoring des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) analysiert die Arbeitsmarktströme von Angebot und Nachfrage für den Zeitraum von 2024 bis 2028. In dieser Analyse werden Fachkräftebedarfe, Engpässe und Überschüsse in diversen Berufsgruppen geschätzt, wobei das Qube-Projekt als Grundlage dient. Das Monitoring, das seit 2007 unter der Führung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt wird, berücksichtigt wesentliche Annahmen zum Einfluss der Digitalisierung und des Klimawandels sowie der Covid-19-Pandemie und des Ukraine-Konflikts.
Der demografische Wandel hat direkte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Die Gruppe der Erwerbspersonen wird kleiner, was durch Zuwanderung und eine höhere Erwerbsneigung nur schwer zu kompensieren ist. Zusätzlich kämpfen viele Branchen wie das Baugewerbe unter hohen Preisen und Zinsen, die deren Wachstum schmälern. Der Konsum privater Haushalte bleibt hingegen ein treibender Faktor für das Wirtschaftswachstum, während die Exportwirtschaft an Bedeutung verliert.
Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass in den kommenden fünf Jahren 618.000 Personen ohne Abschluss in den Arbeitsmarkt eintreten könnten, während nur 396.000 Helferstellen zur Verfügung stehen. Dies deutet auf erhebliche Passungsprobleme hin, die die Arbeitsmarktsituation weiter verschärfen könnten.
Zusammenfassend steht Deutschland vor der Herausforderung, die offenen Stellen trotz eines schrumpfenden Erwerbspersonenangebots zu besetzen. Faktoren wie regionale Unterschiede im demografischen Wandel und die Notwendigkeit, den Strukturwandel anzunehmen, werden entscheidend sein, um der sich abzeichnenden Fachkräftelücke entgegenzuwirken.
Für detaillierte Informationen zu den Ergebnissen der Studie verweisen wir auf die umfassende Analyse von t-online.de und bmas.de.