
Die saarländische Stahlindustrie steht vor einem grundlegenden Umbau, der nicht nur die Produktionsmethoden, sondern auch das Umweltbewusstsein radikal verändern soll. Die Dillinger Hütte und die Saarstahl AG haben beschlossen, neueste Technologien einzuführen, um die Ziele im Umwelt- und Klimaschutz zu erreichen. Ein zentrales Projekt ist die Entwicklung von „grünem Stahl“, das bis 2029 umgesetzt werden soll. Dies könnte über 15.000 Beschäftigten in der Region eine gesicherte Arbeits- und Lebensperspektive bieten, wie die Saarbrücker Zeitung berichtet.
Mit einem ambitionierten Fahrplan streben die SHS – Stahl-Holding-Saar sowie die Tochtergesellschaften Saarstahl und Dillinger Hüttenwerke eine CO2-neutrale Stahlproduktion bis zum Jahr 2027 an. Die Produktionsanlagen sollen in den Werken Dillingen und Völklingen entstehen, wobei Saarland als der wettbewerbsfähigste Standort identifiziert wurde. Der Umbau des Produktionsprozesses wird die Einführung einer neuen Produktionsroute umfassen, die Elektro-Lichtbogenöfen (EAF) und eine Direkt-Reduktionsanlage (DRI) in Dillingen umfasst.
Innovative Technologien und nachhaltige Lösungen
Die neuen Anlagen in Völklingen und Dillingen sind auf eine Gesamtkapazität von etwa 3,5 Millionen Tonnen Rohstahl pro Jahr ausgelegt, wobei teilweise grüner Wasserstoff zur Energiegewinnung genutzt werden soll. Um die CO2-Emissionen zu reduzieren, wird zudem ein Hochofen in Dillingen geschlossen. Diese umfassenden Maßnahmen sind Teil der Überlegung, verschiedene Technologie- und Standortoptionen zu prüfen, bevor die endgültigen Entscheidungen getroffen wurden.
Die Dillinger Hütte wird als führender Hersteller von Grobblechen weiterhin eine zentrale Rolle spielen, während Saarstahl sich auf die Produktion von hochwertigen Draht- und Stabprodukten konzentrieren wird. Die Nachfrage nach grünem Stahl wird voraussichtlich steigen, insbesondere durch die Ergänzung mit Stahl von Saarstahl Ascoval, der bereits in Nordfrankreich produziert wird.
Finanzierung und wirtschaftliche Perspektiven
Der Umbau der Stahlindustrie ist jedoch nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine finanzielle. Die Investitionen für den Aufbau der neuen Produktionsanlagen können sich auf einen einstelligen Milliardenbetrag belaufen. Um diese Finanzierungslücke zu schließen, setzen die SHS sowie ihre Tochtergesellschaften auf Förderungen auf Bundes- und EU-Ebene. Die SHS strebt eine maximale Förderquote an und plant, entsprechende Anträge einzureichen.
Mit rund 14.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von etwa 5 Milliarden Euro ist die SHS drittgrößter Stahlhersteller Deutschlands, wobei eine jährliche Produktion von rund 4 Millionen Tonnen Stahl zu verzeichnen ist. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, wie die saarländische Stahlindustrie ihre Wettbewerbsfähigkeit im globalen Markt sowie ihre Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft gestalten kann.