Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, stellt in einem Interview mit wO TV die alte Börsenweisheit „Sell in May and go away“ infrage. Er argumentiert, dass dieses Sprichwort in einer globalisierten Welt, in der Emerging Markets weniger auf westliche Saisonalitäten reagieren, keine statistische Relevanz mehr hat. Vielmehr sieht Halver die weltweiten Krisen wie Energie- und geopolitische Konflikte sowie andauernde Kriege als prägend für die aktuellen Marktbewegungen.
Besonders relevant für die aktuellen Entwicklungen sind laut Halver die bevorstehende Mai-Sitzung der US-Notenbank und die weiterhin hohe Inflation. Trotz anhaltender Inflation erwartet er keine unmittelbare Zinssenkung durch die Fed, da die konjunkturellen Unterstützungsmaßnahmen und das hohe Liquiditätsniveau eine größere Rolle spielen.
Die Diskussion im Interview erstreckt sich auch auf die laufende Quartalssaison in den USA. Während Unternehmen wie Intel und Tesla Enttäuschungen verzeichnen, profitieren andere wie Microsoft und Alphabet von Investitionen in künstliche Intelligenz. Halver betont zudem die positive weltwirtschaftliche Stimmung, von der vor allem konjunkturabhängige Branchen in Europa und Deutschland profitieren.
Insgesamt verdeutlicht Robert Halver, dass traditionelle Börsenweisheiten heutzutage weniger relevant sind und dass geopolitische Ereignisse sowie globale Krisen einen größeren Einfluss auf die Märkte haben als saisonale Schwankungen. Seiner Ansicht nach ist es daher entscheidend, das Geschehen auf internationaler Ebene sowie die geldpolitischen Entscheidungen genau im Blick zu behalten, um fundierte Investmententscheidungen zu treffen.