
Die Schweizer Wirtschaft zeigt sich im ersten Quartal 2025 robust und weist ein reales BIP-Wachstum von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal auf. Diese positive Entwicklung übertrifft die erste Schätzung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), das zuvor ein Wachstum von 0,7 Prozent prognostiziert hatte. Laut Felicitas Kemeny, der Konjunkturverantwortlichen beim Seco, ist die Wirtschaft in einem dynamischen Zustand.
Treiber dieses Wachstums sind unter anderem Vorzieheffekte im Export, welche stark durch die Zollandrohungen von US-Präsident Donald Trump beeinflusst sind. Insbesondere die chemisch-pharmazeutische Industrie profitierte erheblich, da die Pharmaexporte im März um über ein Drittel stiegen, bevor sie im April um nahezu ein Viertel zurückgingen. Auch der Dienstleistungssektor sowie die Binnennachfrage trugen positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Im Kontrast dazu verzeichnete das Gastgewerbe jedoch einen Rückgang der Wertschöpfung nach einem starken Vorquartal.
Herausforderungen durch neue Zollbestimmungen
Während das Seco die aktuelle Lage als positiv einstuft, warnen die Wirtschaftsexperten bereits vor einer möglichen Abflachung des Wachstums. Der Außenhandel zeigt Anzeichen einer Gegenbewegung, und der Index der wöchentlichen Wirtschaftsaktivität signalisiert eine Abschwächung. Ein Blick auf die künftigen Herausforderungen zeigt, dass die Zollandrohungen der USA negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum im Jahresverlauf haben könnten. Insbesondere die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie spürt die rückläufige Wertschöpfung.
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) fiel im Mai auf 42,1 Punkte, den tiefsten Stand seit Dezember 2023, was auf eine schrumpfende wirtschaftliche Aktivität hinweist. Für das Gesamtjahr 2025 wird ein BIP-Wachstum von rund 1 Prozent als realistisch eingeschätzt, was etwa dem Niveau des Vorjahres entspricht. Ferner wurde das BIP-Wachstum für 2024 auf 1,0 Prozent korrigiert, was unter dem langjährigen Mittel von etwa 1,7 Prozent liegt.
Senken der Wachstumsprognosen
<pZusätzlich hat Bak Economics die Wachstumsprognosen für die Schweizer Wirtschaft gesenkt. Wie 20min.ch berichtet, stellen Unsicherheiten und insbesondere die neuen US-Zölle erhebliche Herausforderungen dar. Für 2025 wird nun ein Wachstum des realen BIP von 1,2 Prozent erwartet, zuvor lag die Schätzung noch bei 1,4 Prozent. Auch für 2026 wurde die Prognose von 1,5 Prozent auf 1,2 Prozent gesenkt.
Die US-Zölle, die bis zu 30 Prozent auf Importe aus China und 10 Prozent auf Produkte aus der EU, Japan und Südkorea betragen, sollen das globale Handelsvolumen um mehr als ein Drittel reduzieren. Diese hohen Zölle und die damit verbundene Unsicherheit führen dazu, dass Unternehmen in der Schweiz zögerlich bei Investitionen reagieren. So wird die Investitionstätigkeit in Maschinen und Anlagen für 2025 von +1,2 Prozent auf -0,1 Prozent gesenkt.
Die Binnenwirtschaft hingegen bleibt robust, insbesondere der Konsum und die Bauinvestitionen. Dies ist vor allem dem starken Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung, stabilen Inflationserwartungen sowie konstanten Zinsen und Wechselkursen zu verdanken. Trotz der Unsicherheiten zeigen sich die Konsumausgaben der Schweizer Bevölkerung weiterhin stabil.
Allerdings wird erwartet, dass die Arbeitslosenquote 2025 auf 2,9 Prozent ansteigt, im Jahr 2026 wird ein Wert von 3 Prozent prognostiziert, wobei sie 2024 bei 2,4 Prozent lag. Die Kombination aus positiven Entwicklungen und zunehmenden Herausforderungen wird die Schweizer Wirtschaft in den kommenden Quartalen vor spannende, aber auch komplexe Aufgaben stellen.