
In Solingen gibt es derzeit eine kontroverse Debatte über die Ausweisung neuer Gewerbeflächen. Josef Neumann, OB-Kandidat der SPD, hat festgestellt, dass Unternehmen, die neue Flächen benötigen, in der Stadt nicht zahlreich vertreten sind. Um ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse der ansässigen Betriebe zu erreichen, hat er rund ein Dutzend Unternehmen besucht. Der Tenor seiner Gespräche zeigt, dass es neben der Flächenverfügbarkeit auch andere wichtige Faktoren wie den Fachkräftemangel, steigende Energiepreise und Betreuungsplätze für Kinder gibt, die Unternehmen beschäftigen.
In der jüngsten Ratssitzung kam es zu einem Streit über die Flächenpolitik. OB Tim Kurzbach (SPD) und eine Mehrheit aus Sozialdemokraten, Grünen sowie Linken/Die Partei beschlossen, vorerst keine neuen Gewerbegebiete auszuwweisen. Stimmungsvolle Flächen werden vor allem in den Bereichen Schrodtberg (Kohlfurth), Fürkeltrath II und Piepersberg-West (Gräfrath) diskutiert, die insgesamt rund 20 Hektar umfassen.
Kontroversen um die Flächenpolitik
Neumann schlägt vor, auf bereits frei gewordene Gewerbeflächen zu setzen und nur unter gewissen Bedingungen neue Ackerflächen zu entwickeln. Um öffentliche Debatten zu vermeiden, äußert er sich jedoch zurückhaltend zu konkreten Projekten. Die FDP-Ratsfraktionsvorsitzende Nina Brattig hingegen kritisiert den Ratsbeschluss als „schwerwiegenden Fehler“ und fordert dessen Rücknahme, um ab 2030 keine neuen Flächen mehr zu versiegeln. Sie warnt davor, dass die Nutzung vorhandener Brachflächen nicht ausreiche, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden.
Die Flächenpolitik, die zur Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt gehört, wurde bereits im Jahr 2018 einstimmig beschlossen. Dennoch betont Brattig, dass die aktuelle Situation sich verändert hat und es sowohl im Unternehmens- als auch im Wohnungsbau einen spürbaren Flächenmangel gibt. In diesem Kontext fordert sie eine Beschleunigung der Baugenehmigungspraxis.
Fachkräftemangel als entscheidendes Thema
Ein zusätzlicher Aspekt, der die Diskussion um die Gewerbeflächen begleitet, ist der Fachkräftemangel. Laut einer Studie des ifo Instituts hat dieser schon jetzt bedeutende Auswirkungen auf Unternehmen in Deutschland. Die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal ist für die Rentabilität und das Wachstum vieler Betriebe entscheidend. ifo beschreibt, wie dieser Mangel die Unternehmen vor große Herausforderungen stellt und möglicherweise durch eine stagnierende Flächenentwicklung noch verschärft wird.
Insgesamt stellt sich die Situation in Solingen als komplex dar. Die verschiedenen Akteure – sowohl die Rathauskoalition als auch die Opposition – müssen einen Ausgleich zwischen den Bedürfnissen der Unternehmen, der Ansprüche der Nachhaltigkeit und den realen Gegebenheiten auf dem Wohnungsmarkt finden.