
Thyssenkrupp plant einen tiefgreifenden Umbau, der die Zukunft des Konzerns grundlegend verändern könnte. Der Vorstandsvorsitzende Miguel Lopez strebt eine Transformation zur Holdingstruktur an, die mit einem massiven Stellenabbau und dem Verkauf spezifischer Unternehmensbereiche einhergeht. Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung könnte dies schließlich zur praktischen Auflösung des traditionsreichen Unternehmens führen, das mehr als 200 Jahre alt ist und zuletzt mehr als 98.000 Mitarbeiter beschäftigte (Focus).
Insider berichten, dass über 50 Prozent der Belegschaft, also mehr als 49.000 Mitarbeiter, von Entlassungen betroffen sein könnten. Der geplante Umbau könnte bis zu 70 Prozent des aktuellen Jahresumsatzes kosten, was die Notwendigkeit eines radikalen Neuanfangs unterstreicht.
Umstrukturierung der Stahlsparte
Ein zentrales Element der Umstrukturierung ist die Stahlsparte, die für über 12 Milliarden Euro Umsatz verantwortlich ist. Diese Sparte, die 16.000 Mitarbeiter beschäftigt, steht aufgrund von Überkapazitäten und der Konkurrenz durch Billigimporte aus Asien unter Druck. Als Reaktion darauf plant Thyssenkrupp, die Produktionskapazitäten von 11,5 Millionen Tonnen auf etwa 8,7 bis 9 Millionen Tonnen zu senken (Tagesschau). Ein wesentlicher Bestandteil dieses Kapazitätsabbaus ist die Trennung von den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM).
Für den Fall, dass der Verkauf der HKM-Anteile nicht möglich sein sollte, denken die Verantwortlichen über einvernehmliche Schließungsszenarien nach. Dieser radikale Schritt wird begleitet von der Schließung eines weiteren Standorts in Kreuztal-Eichen, wodurch 500 Mitarbeiter ihren Job verlieren. Insgesamt plant Thyssenkrupp bis 2030 den Abbau von etwa 11.000 Arbeitsplätzen in der Stahlsparte, wobei 5.000 durch Anpassungen im Produktionsnetzwerk und 6.000 durch mögliche Ausgliederungen oder Verkäufe wegfallen werden.
Verwaltung und Autozulieferer-Sparte betroffen
Zusätzlich zur Stahlsparte sind auch die Verwaltungskosten ein großes Thema. Die Konzernzentrale in Essen soll von 500 auf etwa 100 Mitarbeiter reduziert werden, was ebenfalls Teil des geplanten Kahlschlags ist. Auch die Autozulieferer-Sparte wird nicht verschont, wobei Teile des Geschäfts entweder verkauft oder geschlossen werden sollen, sodass nur ein „Rumpf“ des Bereichs übrig bleiben könnte.
Angesichts der vorherrschenden Marktbedingungen sieht Thyssenkrupp sich gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen, um langfristige Perspektiven für die verbleibenden Beschäftigten zu schaffen. Vorstandssprecher Dennis Grimm betont die Verantwortung des Unternehmens in diesem schwierigen Transformationsprozess. Weitere Gespräche mit Aufsichtsgremien und Arbeitnehmervertretungen sind bereits angekündigt und sollen die betroffenen Mitarbeiter in dieser turbulenten Zeit begleiten.