
Bei einem jüngsten Treffen in Berlin hat die vbw (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft) die gravierendsten Herausforderungen für die europäische Wirtschaft identifiziert. Dabei standen die anhaltende Konjunktur- und Strukturkrise, die Zollpolitik der USA sowie der ungelöste Konflikt in der Ukraine im Fokus. webecho-bamberg.de berichtet, dass der Hauptgeschäftsführer der vbw, Bertram Brossardt, einen klaren Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik gefordert hat, um Europa nachhaltig zu stärken.
Brossardt äußerte sich weiterhin positiv über die Regierungserklärung von Bundeskanzler Friedrich Merz sowie den aktuellen Koalitionsvertrag. In diesem werden wesentliche Maßnahmen vorgeschlagen, die zur Stabilisierung der Wirtschaft beitragen könnten. Dazu zählen unter anderem:
- Degressive Sonderabschreibung für Ausrüstungsinvestitionen
- Absenkung der Stromsteuer und der Netzentgelte
- Einführung eines Brückenstrompreises
- Bürokratieabbau mit dem Ziel, Bürokratiekosten um 25 Prozent bis 2025 zu reduzieren
Flexibilisierung der Arbeitswelt
Ein weiteres zentrales Thema der vbw ist die Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Brossardt fordert die Einführung einer wöchentlichen statt einer täglichen Höchstarbeitszeit sowie die Erhöhung der Arbeitsstunden, um die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen zu sichern. Zusätzlich sieht die vbw Reformbedarf im Sozialversicherungssystem, hier ist eine schnelle Einsetzung von Reformkommissionen gefordert, um steigende Sozialversicherungsbeiträge zu vermeiden.
Zu den Gesprächspartnern der vbw in Berlin gehörten unter anderem Dr. Reinhard Brandl, Hansjörg Durz und Dr. Andreas Lenz von der CSU sowie Dr. Carolin Wagner und Sebastian Roloff von der SPD. Auch Vertreter der Grünen waren vertreten, darunter Rebecca Lenhard und Johannes Wagner.
Auswirkungen der US-Zollpolitik
Zusätzlich zu den Themen, die in Berlin diskutiert wurden, zeigt sich ein dringendes Bedürfnis, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa insgesamt zu verbessern. Experten warnen, dass die US-Wirtschaft im Jahr 2025 schrumpfen könnte, insbesondere aufgrund der Zollpolitik von Donald Trump. Laut ZDF rechnen Analysten mit einer 60-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine drohende Rezession in den USA.
Trumps Ziel, die US-Industrie zu stärken und die Produktion ins Land zu holen, steht vor enormen Herausforderungen. Die Kritik an seiner Wirtschaftspolitik wächst sowohl in den USA als auch international. Besonders negativ getroffen werden arme Länder wie Lesotho, deren Textilindustrie unter den hohen Zöllen leidet. In den republikanischen Hochburgen gibt es daher zunehmende Zweifel an Trumps wirtschaftlichen Strategien, die auch US-Landwirte belasten. Dies schafft im internationalen Kontext eine Aussicht auf Vorteile für Europa, insbesondere wenn die EU es schafft, die Stabilität und Regelorientierung ihrer wirtschaftlichen Rahmenbedingungen effektiv zu kommunizieren.
In diesem Zusammenhang versucht die EU-Kommission aktiv, US-Forscher und Unternehmen zu gewinnen. So wird über die Financial Times sogar Amerikanern geraten, nach Europa zu ziehen, da die dortigen wirtschaftlichen Bedingungen im Vergleich zur chaotischen Politik Trumps attraktiver erscheinen.